Nachhaltigkeit. Wie steht es damit bei uns?

Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend. Sie umfasst nicht nur alle Umwelt- und Lebensbereiche und hat viele Facetten, sie bildet auch das notwendige Fundament für eine lebenswerte Zukunft. Dessen sind wir uns auch bei der VBL bewusst, weshalb wir uns kontinuierlich mit dem Thema und seinen vielen Aspekten auseinandersetzen. In diesem VBLnewsletter setzen wir unsere Serie zum Geschäftsbericht „Nachhaltigkeit“ fort – und blicken dabei auf Deutschland.

Die Statistiken sind deutlich: Drei Erden bräuchten wir, wenn alle auf der Welt so leben würden wie wir in Deutschland – ein klarer Weckruf, dass wir umdenken müssen! Doch was genau tut sich schon in Sachen Klimaschutz, nachhaltige Wirtschaft und verantwortungsvolles Konsumverhalten in Deutschland? Im Folgenden schauen wir auf Strategien, politische Pläne und Fortschritte, aber auch auf die Lücken bei der Nachhaltigkeit – und konkrete Beispiele, wie wir alle nachhaltiger handeln können.

 

Seit 2002 gibt es eine Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland, die sich seit 2016 an den 17 Zielen der Nachhaltigkeit orientiert.1 Dabei geht es neben Natur- und Klimaschutz auch um Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialen Zusammenhalt und internationale Verantwortung.

Erste Verbesserungen wurden erreicht, aber unser ökologischer Fußabdruck ist alles andere als zufriedenstellend: Wenn die gesamte Weltbevölkerung so leben würde wie wir in Deutschland – hinsichtlich Lebensstandard und Ressourcenverbrauch – bräuchten wir zukünftig drei Erden. (Bei den USA sind es 5,1 Erden und bei China sind es 2,4)2.

Politisch liegt der Fokus bei uns auf dem 13. globalen Nachhaltigkeitsziel zum Klimaschutz und zur Energiewende: Bis 2045 will Deutschland Treibhausgasneutralität erreichen. Ein weiteres Ziel ist die Geschlechtergerechtigkeit: Hier geht es etwa um die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen oder einen angemessenen Anteil von weiblichen Führungskräften in Unternehmen.

Es gibt verschiedene Statistiken, die belegen, wie verschwenderisch wir mit unseren planetaren Ressourcen umgehen. Am sogenannten Earth-Overshoot-Day („Erdüberlastungstag“) etwa sind die nachhaltig nutzbaren Ressourcen eines Jahres verbraucht. Der Tag wird jedes Jahr vom Global Footprint Network errechnet und verdeutlicht die ökologischen Grenzen der Erde. Weltweit gesehen war er 2024 am 1. August – für Deutschland allerdings bereits am 3. Mai.3

Der Climate-Change-Performance-Index (CCPI) bewertet dagegen jährlich die Klimaschutzleistungen der größten CO2-Verursacher der Welt. Dabei kommt kein einziges der bewerteten Länder an die 100-Punkte-Marke heran, die notwendig wäre, um den erforderlichen Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung zu leisten.4 Im Gegenteil: Insgesamt hat die Menge an weltweit ausgestoßenem Kohlenstoffdioxid in den letzten 60 Jahren um das Vierfache zugenommen.

Immerhin: In Deutschland ist ein Rückgang der Emissionen zu erkennen. Gegenüber 1990 wurde der Treibhausgas-Ausstoß bei uns fast halbiert, womit Deutschland sein selbstgestecktes Klimaziel für 2024 erreicht hat.5 Kein Grund aber, sich zurückzulehnen, denn die strengeren EU-Vorgaben wurden verfehlt – wegen der Emissionen durch Gebäude und den Verkehr. Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF betont zudem, dass der Emissionsrückgang langfristig nur wirkungsvoll werde, „wenn er auf strategischem Klimaschutz und dem zukunftsfähigen Umbau der Wirtschaft fußt“.6 Es bleibt also noch viel zu tun.

Und wie nachhaltig verhalten wir alle uns als Konsumentinnen und Konsumenten in Deutschland? Zunächst einmal werden Umwelt- und Klimaschutz in Befragungen regelmäßig als sehr wichtig eingeschätzt: So zeigten sich im Jahr 2022 in einer repräsentativen Umfrage 27 Prozent der Deutschen „sehr“ und 47 Prozent „ziemlich“ am Klimaschutz interessiert.7 77 Prozent sahen dabei menschliches Handeln als Ursache für den Klimawandel an.

Nur ein geringer Prozentsatz glaubt dagegen, dass dieser auf natürliche Prozesse zurückzuführen ist – oder dass es ihn gar nicht gibt. Diese Erkenntnis scheint sich auch auf unser Konsumverhalten auszuwirken. So passen viele Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Ernährung an, um das Klima zu schonen: Laut der Studie „Voice of the Consumer 2024“ der Beratungsgesellschaft PwC gaben 35 Prozent der Deutschen an, in den vergangenen sechs Monaten weniger rotes Fleisch gegessen zu haben.8 22 Prozent hatten in diesem Zeitraum weniger Milchprodukte verzehrt.

Im Gegenzug ist pflanzliche Ernährung im Aufwind: 40 Prozent greifen deutlich häufiger zu frischem Obst und Gemüse. 28 Prozent konsumieren mehr Bohnen und Hülsenfrüchte, die als wesentlich klimafreundlicher gelten als Fleisch. Die Ergebnisse decken sich mit Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: Demnach erreichte der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Deutschland 2023 mit 51,6 Kilogramm einen historischen Tiefstand.9

 

Download: VBL-Geschäftsbericht 2023, PDF, 7 MB

 

Quellen:

1 bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte-der-bundesregierung/nachhaltigkeitspolitik/deutsche-nachhaltigkeitsstrategie-318846, Stand 14.02.2025.
2 statista.com.
3 overshoot.footprintnetwork.org/newsroom/country-overshoot-days, Stand 14.02.2025.
4 ccpi.org/, Stand 14.02.2025.
5 tagesschau.de/wirtschaft/energie/emissionen-treibhausgas-ausstoss-deutschland, Stand 14.02.2025.
6 tagesschau.de, Stand 15.03.2024.
7 Umweltbundesamt, Umweltbewusstsein in Deutschland, 2022.
8 pwc.de/de/pressemitteilungen/2024/klimafreundlicher-und-nachhaltiger-die-deutschen-passen-einkauf-und-konsum-an.html, Stand 14.02.2025.
9 bmel-statistik.de/ernaehrung/versorgungsbilanzen/fleisch, , Stand 14.02.2025.